Warum sind Katzen süße Schleckermäuler, obwohl sie keine Zuckererkennung haben?

Katzen besitzen ca. 400 bis 500 Geschmacksknospen; im Gegensatz kommt der Mensch mit etwa 10.000 auf die Welt. Mit fortschreitendem Alter sind es nur noch 2.000 bis 5.000 Knospen. Menschen können fünf verschiedene Geschmacksrichtungen erkennen: sauer, bitter, salzig, umami und süß. (Umami kommt aus dem Japanischen und bedeutet übersetzt in etwa „würzig“, „fleischig“ oder „wohlschmeckend“. Z.B. Tomaten, Fleisch, Fisch, Pilze und Hühnerbrühe.)

Katzen können zwischen sauer, bitter, salzig und umami unterscheiden. Aber warum können sie nichts Süßes schmecken?

Grund dafür ist ein Gendefekt: Die Rezeptoren senden Informationen an das Gehirn, welches bestimmte Botenstoffe aussendet, um die Nahrung mit einem bestimmten Geschmack zu identifizieren. Das Gen, das für die Umsetzung des Geschmackes „süß“ verantwortlich ist, ist bei Katzen verändert und die Rezeptoren dadurch funktionsunfähig. Aber warum nehmen Katzen süße Nahrung zu sich, obwohl sie keinen Zucker schmecken? In solchen Fällen geben andere Inhaltsstoffe in der Nahrung den Anlass dazu, auf die die Katze reagiert. Z.B. bei Schokolade wird das Fett und der Kakao wahrgenommen anstelle des Zuckers. Und da steckt die Gefahr, denn Milch,- Bitter- und Zartbitterschokolade sind für Katzen giftig! Die Kakaobohne enthält Theobromin und stimuliert das Nervensystem und sorgt für die vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen (z.B. Adrenalin). Menschen vertragen diese Aufputschwirkung, aber Katzen reagieren darauf mit Gleichgewichtsstörungen, Herzrasen und Zitteranfällen. Wenn Katzen zu viel Schokolade naschen, kann dies sogar zum Tod führen!

Obwohl der Geschmackssinn der Katze sehr ausgeprägt ist und sie mit ihrer Nahrung oft sehr wählerisch umgehen, liefert er ihnen keinen Schutz vor Nahrungsmitteln oder Pflanzen, die für sie giftig sind. Sie können nicht erkennen, ob die Nahrung, die sie gerne fressen möchten, giftig für sie ist.

Sie trinken z.B. Kuhmilch, obwohl sie diese gar nicht vertragen, oder schlecken aus Neugierde (oder Langeweile) an einem Stück Schokolade, oder knabbern an giftigen Pflanzen (z.B. Tulpen), was ebenso lebensbedrohlich werden kann.

Der Geschmackssinn der Katzen reagiert auf chemische Verbindungen sehr empfindlich, z.B. Schwefel und Stickstoff oder auf Aminosäuren, die Bausteine der Proteine sind. Das ist wichtig für alle Katzen, um den täglichen Bedarf an tierischen Aminosäuren und somit an Eiweißen (Proteinen) zu decken.

Eine Katze benötigt zehn lebenswichtige Aminosäuren, die nur in Fleisch, vor allem in Muskelfleisch, vollständig enthalten sind. Hinzu kommt, dass Katzen im Gegensatz zum Menschen nicht in der Lage sind, eine zeitweise Verringerung des Einweißangebotes auszugleichen. Somit ist Fleisch und/oder Fisch der wichtigste Eiweißlieferant und für Katzen unentbehrlich.

Quellennachweis: Zeitschrift „Geliebte Katze“ Nr. 11